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Meine Mutter ist eine weise Frau

Vor vielen Jahren sagte ich zu meiner Mutter, dass es angesichts der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lage in unserer Gesellschaft sinnlos und unverantwortlich sei, Kinder in die Welt zu setzen. Da sie 1945 in Italien geboren wurde, antwortete sie mir, dass sie nicht geboren worden wäre, wenn ihre Mutter solche Gedanken gehabt hätte (und Sie würden diese Zeilen jetzt nicht lesen).

Moral der Geschichte (ich bin sicher, Sie haben es bereits erraten): Für den Pessimisten ist es nie der richtige Zeitpunkt, um Kinder zu bekommen, Pläne zu schmieden, über das Leben zu staunen, innezuhalten und zu verschnaufen oder einfach nur glücklich zu sein (Wussten Sie, dass man auch im Leid glücklich sein kann?). Der Pessimist wartet auf den Umstand, die Person, den Reichtum, die körperliche Verfassung. Mit dieser Einstellung wird der Tot einen komischen Geschmack haben: ein schnell und gutes erledigtes Leben, weil nichts erlebt worden ist.

Für den Optimisten ist es immer der richtige Moment für alles, egal was passiert. Es muss doch einen Weg zwischen diesen beiden Extremen geben. 

Warum erzähle ich Ihnen das?

Dies ist der allererste Artikel in der Geschichte von transbrain. 

Um es gleich vorwegzunehmen, die Herausforderungen beim Schreiben dieses Textes waren nicht gerade gering: Erstens versprach ich meinen Mitmenschen, dass ich “normal” schreiben würde, ohne Schnörkel, ohne hochtrabende Phrasen und unter Vermeidung der Unarten enzyklopädischer Prosa. 

Zweitens habe ich mir die übermenschliche Aufgabe gestellt, Sie, liebe Leser, nicht auf der Strecke zu verlieren, was bedeutet, dass der Inhalt interessanter sein muss als die neueste Netflix-Serie oder Ihr kleiner Aperitif am Abend. Nichts ist jemals selbstverständlich. Und dazu ich bin nicht deutschsprechend ! 

Nun kann los legen: Kommen wir zum Thema zurück, oder besser gesagt zur Geschichte meiner Mutter: Warum sollte ich eine berufliche Tätigkeit eingehen, die Sie, liebe Leser, dazu auffordert, friedlich und vom Leben inspiriert zu sein, kurz gesagt, Ihre Neuronen und Bizeps zu entspannen, wenn wir doch unter einem Amboss zwischen einer Maske und einer Bombe zerquetscht werden? 

Der Grund ist so banal wie nur möglich: Ich habe mit den Großen dieser Welt nicht über eine Verschiebung von Konflikten oder die Aussetzung von Zwangsmaßnahmen verhandelt. Ich musste eine historische Entscheidung treffen zwischen einem Lockdown, dem nächsten Atomkrieg und dem Ende der Welt! 

Hier stehe ich also heute vor Ihnen, stark und lebendig, fitter als je zuvor, um Sie zu motivieren! 

Zum Abschluss meiner kleinen Plauderei schließe ich den Kreis zur Geschichte meiner Mutter: Ich wäre nicht hier, wenn meine Großmutter eine Pessimistin gewesen wäre. Um diese Weisheit und die Frauen meiner Familie, und überhaupt alle mutige Frauen der Welt, bin ich nun an der Reihe, weiterhin Leben und Staunen in mir und um mich herum zu erschaffen, ganz gleich, wie die Umstände sind.

Gibt es auch in Ihrer Familie oder nahe Umgebung Menschen die genau weil sie so mutig gewesen sind, sind Sie heute da, wo Sie sind? Teilen Sie mit uns im Kommentar Ihre Geschichte oder schreiben Sie uns. Unser Zentrum sammelt Resilienz-Geschichten.

Herzlichst 

Rosita Vittoria Oppizzi